Am letzten Tag im Mai haben wir das Thaliagold, den Honig unserer Theaterbienen, entnommen. Und diese Waben müssen geschleudert werden, um den Honig zu ernten. Die Honigerträge schwanken von Jahr zu Jahr, manche Jahre bringen über 30 kg pro Bienenvolk und manche sogar nur weniger als 20 kg. Abhängig ist dies von Witterungsbedingungen und Standorten der Bienen. Im Frühjahr 2023 wurden deutschlandweit im Durchschnitt 18,4 kg Honig geerntet - wir haben bei unseren Völkern im Frühjahr 2024 zwischen 12,8 kg und 17,1 kg geernet. Daten zu den Erträgen in 2024 liegt noch nicht vor.
Bis der Honig im Glas ist, muss noch eine ganze Menge passieren. Wusstest du, dass die Konsistenz des Honigs maßgeblich von drei Fakoren abhängig ist? Diese sind:
1. Wassergehalt des Honigs: Maximal 20% Wassergehalt erlaubt die Honigverordnung. Der Deutsche Imkerbund erlaubt sogar nur weniger als 18% Wassergehalt im Honig. Bei dem Honig vom Dach des Thalia Theaters haben wir mit einem Refraktometer sogar nur 14,5% Wassergehalt gemessen. Das ist super wenig und erklärt auch, warum das Schleudern dieses Honigs vergleichsweise schwierig war. Denn durch den niedrigen Wassergehalt ist der Honig besonders zähflüssig und nur schwer aus den Waben zu bekommen - wir mussten an zwei Tagen pro Wabe bis zu vier Mal schleudern um überhaupt den Honig ernten zu können.
2. Lagerung: Kalter Honig kristallisiert schneller aus und wird fest. Oft wird er sogar so hart, dass er kaum noch streichfähig ist und man ihn quasi aus dem Glas kratzen muss. Je nachdem wie viel Traubenzucker ein Honig enthält, kristallisiert er schneller oder langsamer aus. Rapshonig enthält beispielsweise besonders viel Traubenzucker und wird sehr schnell fest. Honig lässt sich durch langsames Erwärmen und Rühren wieder verflüssigen. Bitte niemals über 40°C und nicht in der Mikrowelle erwärmen. Allgemein ist es empfehlenswert, Honig trocken und vor Wärme geschützt zu lagern.
3. Verarbeitung durch den Imker: Manche mögen's flüssig, manche mögen's cremig. Je nachdem, welche Konsistenz gewünscht ist, muss der Imker mehr oder weniger abwarten und rühren. Klassischerweise ist der Rapshonig beispielsweise eher cremig. Das liegt vor allem am hohen Traubenzuckergehalt, wodurch der Honig zügig auskristallisiert. Und dann heißt es rühren! Und weil das per Hand quasi unmöglich ist - wer einmal per Hand versucht hat auskristallisierte 25 kg Honig zu rühren, weiß das - gibt es einen Rühraufsatz für die Bohrmaschine. Unsere gute, "made in w.-germany" alte Bohrmaschine hat direkt den Geist aufgegeben, zu groß war der Widerstand des Honigs... Und wenn dann die gewünschte Konsistenz erreicht ist, dann gehts ab ins Glas! Die meisten Blütenhonige brauchen Wochen bis Monate, bis sie beginnen auszukristallisieren. Da heißt es dann Geduld üben um den richtigen Zeitpunkt für das Abfüllen abzupassen.
Geschleudert wird nur der reife Honig aus dem Honigraum. Wichtig ist, dass sich auf der Wabe keine Brut befinden darf und dass der Honig verdeckelt ist. Nur so ist sichergestellt, dass der Honig die gewünschte Qualität hat. Mit der Entdeckelungsgabel wird die Wachsschicht entfernt und dann wird geschleudert! In den Wochen und teilweise sogar Monaten danach wird der Honig bearbeitet (gerührt, RIP alte Bohrmaschine) und schließlich abgefüllt.
Nachdem wir den Bienen ihren hart erarbeiteten Frühjahrshonig weggenommen haben, schauen wir, wie es den Völkern geht. Sehen wir die Königin? Finden die Bienen weiterhin genug Futter? Brauchen sie mehr Platz für Brut oder Honig? Wir verschaffen uns regelmäßig einen Überblick.
Die Königin findet man nicht immer. Aber was man bei jeder Durchsicht überprüfen sollte, ist ob Brut in allen Entwicklungsstadien zu erkennen ist. Das bedarf einiger Übung! Die Königin legt sogenannte "Stifte", also Eier, in die Waben. Diese sind sehr klein und wegen ihrer weißen Farbe nur schwer zu erkennen, besonders wenn man durch einen Imkerschleier schaut. Wir halten die Waben dabei so, dass die Sonne hinter uns steht und möglichst gerade in die Zellen fällt. Aus den Stiften entwickeln sich Maden, die noch weitere Entwicklungsstadien durchlaufen bis die fertige Biene schlüpfen kann. Bei einer Durchsicht sollte bei einem gesunden Volk Brut in allen Entwicklungsphasen zu beobachten sein.
Neben der Brut ist es auch wichtig, dass die Bienen genug Futter haben, klar. Nach dem Schleudern hängen wir so schnell wie möglich die geschleuderten Waben zurück, damit die Bienen die Reste verwerten können. Sollten wir bei einem Volk Bedenken haben, ob genug Futter verhanden ist, dann hängen wir Futterwaben aus starken Völkern um.
Nach der Durchsicht ist es Zeit, aufzuräumen. Klingt jetzt erstmal unsexy, es ist aber wirklich wichtig, dass es richtig gemacht wird.
In der Regel setzen wir das Brutnest in der Reihenfolge zusammen, in der wir es vorgefunden haben. Das hat den Hintergrund, dass das natürliche Brutnest so gut wie möglich erhalten bleiben soll um die Bienen nur so viel wie unbedingt nötig bei ihrer Arbeit zu stören.
Manchmal entnehmen wir aus der Brutzarge Rähmchen, die zum Großteil mit Honig oder Pollen vollgepackt worden sind. Diese ersetzen wir dann mit neuen Mittelwänden oder ausgebauten Rähmchen aus dem Honigraum, die aber noch leer sind.
Ganz unscheinbar am Straßenrand wächst eine der robustesten Bienenweiden des Sommers: Klee!
Imkertipp für Gartenbesitzer, deren Rasen nicht so will wie sie - Klee säen. Er wächst auf fast allen Böden, im Schatten wie in der Sonne, belüftet und lockert den Boden, schützt ihn vor Erosion, verdrängt ungeliebte Unkräuter, ist heimisch und bietet eben Bienen Futter. Und während der Blüte tummeln sich Hummeln und Bienen im Garten!
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